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Was ist Agrarökologie?

Agrarökologie ist der Weg hin zu einer nachhaltigen, gerechten und gesunden Landwirtschaft und einem Ernährungssystem für alle.

Wir brauchen gesunde Nahrung für alle, produziert in einer Weise, die Umwelt und Tierwohl respektiert, sowie allen einen fairen Lohn ermöglicht. Diese Veränderung ist weltweit zentral um die Nachhaltigkeitsziele der UNO (SDGs) zu erreichen und ist mit der konventionellen Landwirtschaft nicht möglich. Agrarökologie gilt als vielversprechender Lösungsansatz.

Als Leitbild des Wandels schliesst die Agrarökologie die Landwirtschaftliche Praxis, die Wissenschaft und die Gesellschaft mit ein. Somit fordert sie, dass unser gesamtes Landwirtschafts- und Ernährungssystem ganzheitlich umgekrempelt wird. Dies unterscheidet sie beispielsweise von dem biologischen Landbau, der sich auf eine ökologische Produktion fokussiert.

Die dreizehn Prinzipien der Agrarökologie decken alle Gesellschaftsbereiche (ökologische, sozial-kulturelle, politische und wirtschaftliche Dimension). Ihre Umsetzung tangiert unterschiedliche Ebenen, vom Hof über das Ernährungssystem bis zur gesamten Gesellschaft.

Bild von GIZ (2020).

Zusammengefasst ist Agrarökologie...

  • ... ein Forschungszweig, der über akademische Grenzen hinweg das Wissen und die Bedürfnisse von Bäuer*innen und anderen wichtigen Akteur*innen einbezieht.
  • ... eine Praxis, die die natürlichen Lebensgrundlagen nicht nur bewahrt, sondern aufbaut.
  • ... eine gesellschaftspolitische Bewegung, bestehend zum Beispiel aus Bäuer*innen und indigenen Völkern, welche sich selbstorganisiert für gerechte Landwirtschafts- und Ernährungssysteme einsetzt.

Agrarökologie als Forschungszweig

Bei der agrarökologischen Forschung stehen die Landwirt*innen und ihre Bedürfnisse im Zentrum. Ihre Perspektive und ihr reichhaltiges Wissen, beispielsweise über lokale Anbaumethoden oder Artenvielfalt, werden in die Forschung einbezogen (Stichwort: transdisziplinäre Forschung). Um alle Elemente der Agrarökologie untersuchen zu können, arbeiten Wissenschaftler*innen vermehrt bereichsübergreifend zusammen. Beispielsweise arbeiten Ethnolog*innen, Agrarwissenschaftler*innen und Jurist*innen zusammen. So können nicht nur technologische und ökologische, sondern auch sozio-ökonomische und kulturelle Aspekte der Landwirtschaft und der Ernährungssysteme untersucht werden. Obwohl diese Art von Forschung ganzheitlich und zukunftsgerichtet ist, fliessen Forschungsgelder grösstenteils in die konventionelle Landwirtschaft (siehe Money Flows Report, Biovision).

Agrarökologie als Praxis

Bei der agrarökologischen Landwirtschaft stehen positive ökologische Wechselwirkungen zwischen Pflanzen, Tiere, dem Boden und anderen Elementen auf dem Hof im Zentrum. Beispielsweise können Enten für Garten-Säuberungsaktionen gegen Schnecken eingesetzt werden oder der Duft von Basilikum vertreibt Schädlinge von den gemeinsam angepflanzten Tomaten. Zudem zielt die agrarökologische Landwirtschaft unter anderem darauf ab, Kreisläufe zu schliessen, Inputs zu reduzieren, Bodengesundheit aufzubauen, Tierwohl zu fördern und Biodiversität zu stärken. Somit werden die natürlichen Lebensgrundlagen nicht nur bewahrt, sondern auch langfristig aufbaut. All dies findet insbesondere auf kleinen und vielfältigen Betrieben statt, welche die Konsument*innen in der Produktion einbinden.

Agrarökologie als gesellschaftspolitische Bewegung

Agrarökologie als soziale Bewegung zielt auf ein gerechtes und nachhaltiges Agrar- und Ernährungssysteme ab, in denen (Klein-)Bäuer*innen, handwerkliche Verarbeiter*innen und Verbraucher*innen im Zentrum der Entscheidungen stehen (Stichwort: Ernährungssouveränität). Beispielsweise fordert die Bewegung La Via Campesina das Recht für Bäuer*innen auf Beteiligung an Entscheidungsprozessen in der Lebensmittel- und Landwirtschaftspolitik. Gleichzeitig ist für die agrarökologische Bewegung klar: Der angestrebte Wandel nimmt lokal unterschiedliche Formen an und kann nur von unten, getragen von lokalen Akteur*innen, kommen.

Links zu weiteren Informationen (kein Anspruch auf Vollständigkeit):